Gedanken zur Denkmaleinweihung

 

Vor einiger Zeit haben wir erlebt, was möglich ist, wenn man an das glaubt, was man tut.

Damals sagte ich: „Die Glocken läuten wieder“. Nun, sie tun es immer noch mit dem

unverwechselbaren Klang. Dies wurde möglich durch unsere Landsleute

Botos Gyuri und Christian Krumbacher, durch deren unermüdlichen Einsatz die Kirche

 samt Kirchturm renoviert wurde.

          

 

Dass diese Aussage weiterhin Gültigkeit hat, hat unser Landsmann, und mein guter Freund Georg Erdei eindrucksvoll bewiesen.

Ich danke ihm ausdrücklich für seinen unermüdlichen Einsatz, den er für das Andenken an die „Titsche“ aus Kriegsdorf zeigt. Ich nehme mir die Freiheit dies auch im Namen der Kriegsdorfer Deutschen zu tun.

 

Die HOG Kriegsdorf hat ihn mit der Aufgabe betraut, ein Denkmal für die Kriegsdorfer Deutschen errichten zu lassen. Mit einen schmalen Budget hat er sich also an die Arbeit gemacht.

 

Ein Denkmal ist im engeren Sinn ein zur Erinnerung an bestimmte Personen oder Ereignisse errichtetes Werk der Bau- oder Bildhauerkunst. Ein Denkmal soll ermahnen, auf etwas hinweisen, an etwas oder jemanden erinnern.

 

Das Denkmal, das in Kriegsdorf errichtet wurde, ist zur Erinnerung an unsere Vorfahren aufgestellt worden. Dies macht schon deshalb Sinn, weil immer weniger Kriegsdorfer die Erinnerung an unser Kriegsdorf lebendig halten können.

Das Denkmal ist so gestaltet, dass es einen großen Raum für Interpretation lässt, das heißt, es weist auf sehr viel hin.

In der Mitte ist eine Säule mit dem Wappen der Kriegsdorfer und einer Inschrift.

Das Wappen zeigt die Kriegsdorfer Kirche und die vier Dinge, die das Leben der Kriegsdorfer beherrscht haben.

„EIN` FESTE BURG IST UNSER GOTT“ kann als Lebensmotto der Kriegsdorfer bezeichnet werden.

Die Spitze der zentralen Säule bildet ein Globus, eine Erdkugel, was daran erinnert, dass die Kriegsdorfer Deutschen nach dem Exodus in alle Welt zerstreut wurden.  

Auf den zwei Flügeln ist jeweils eine Familie zu sehen.

Die Unterschiedlichkeit der Familien wird durch die unterschiedlichen Farben eindrucksvoll dargestellt. Die Familien unserer Vorfahren waren genauso unterschiedlich.

Die dargestellten Familien scheinen arm zu sein, sie reisen ohne Gepäck. Was sie bei sich tragen, befindet sich in einem Bündel auf dem Rücken.

Sie sind abgemagert, einfach gekleidet und kommen mit geneigtem Haupt, wie Menschen, die lange unterwegs waren, die da, wo sie herkommen, nicht erwünscht waren.

Auf der Rückseite wird der Exodus, der Auszug der Kriegsdorfer Deutschen aus Kriegsdorf dargestellt.

Auch diese Menschen sind abgemagert, einfach gekleidet und gehen mit geneigtem Haupt, wie Menschen, die nicht erwünscht sind, wie Menschen, die vertrieben wurden.

 

Man kann sagen, dass das Denkmal die Geschichte der Kriegsdorfer eindrucksvoll erzählt.

Das Denkmal ist aus schwarzem Granit gefertigt, was eine gewisse Traurigkeit ausdrückt.

Auf jeden Fall wird das Denkmal diese Geschichte eine sehr, sehr lange Zeit erzählen.

 

Da, wo unser Kriegsdorf war, ist jetzt HODOD, eine rumänische Ortschaft, obwohl es einen ungarischen Bürgermeister hat, der uns deutschen (ehemaligen) Kriegsdorfern positiv gegenübersteht und die HOG nach Möglichkeit unterstützt.

 

Das Denkmal wurde also aufgestellt und im Rahmen der Hadader Tage, welches jährlich am ersten Wochenende im August stattfindet, eingeweiht. Der Festakt und die Enthüllung des Denkmals fanden am Samstag, 04.08.2018 in der evangelischen Kirche, auf deren Hof das Denkmal steht, feierlich statt.

Während des ökumenischen Gottesdienstes sind alle zu Wort gekommen, alle die es wollten.

Die emotionalste Einlage aber haben die Gäste aus Südkorea gebracht. Sie haben das wohl bekannteste koreanische Volkslied „Arirang“ mit dem auch sehr bekannten Lied „Amazing Grace“ von John Newton kombiniert.

Das Lied „Arirang“ beschreibt das Trennende, aber auch das Verbindende. Nur wenn man über den Hügel (Arirang-Pass) geht, Schwierigkeiten überwindet, hat man die Möglichkeit, etwas Neues, etwas Besseres zu finden. Das haben unsere Vorfahren getan. Das auch sehr bekannte Lied „Amazing Grace“, das die Gnade unseres Herrn beschreibt, zeigt was möglich ist, wenn Gottes Gnade auf unserem Tun ruht. Auch dies haben unsere Vorfahren, genau wie wir, erfahren dürfen. 

Auch wenn nur einige von uns die Worte der Lieder verstanden haben, so hatten doch sehr viele der Zuhörer Tränen in den Augen. Es waren Tränen der Rührung, des Dankes und der Anerkennung.

Mir war, als hätten unsere Ahnen, durch die Akustik, die sie durch die Bauweise der Kirche geschaffen haben, mitgesungen. Unsere Gäste aus Südkorea haben die Lieder lediglich vorgetragen. Erst ihr Können hat das Singen zu einem Erlebnis werden lassen.

Mit der Akustik ist es so wie mit einem guten Instrument. Nur wenn man es gut spielt, klingt es auch schön. Oder wenn jemand einen schönen Füllfederhalter hat, heißt es nicht, dass er schön schreibt, er muss schön schreiben können.

Ich wage zu behaupten, dass ein solch schöner Gesang, eine solche Musik, unsere Kirche in ihren 120 Jahren nicht gehört hat.

Kurz gesagt, es war eine emotional sehr geladene Feier, die wir, wie ich glaube, sehr genossen haben und lange nicht vergessen werden. Auch unseren koreanischen Gästen spreche ich, auch im Namen der HOG, einen herzlichen Dank aus.

Die Kriegsdorfer waren und sind für eine Überraschung immer gut. Immer wieder zeigt es sich, was möglich ist, wenn man an das glaubt, was man tut.

Ich bin sehr gespannt, was noch alles möglich ist.

Franz Hotz, Baesweiler im August 2018

 

Bilder zu dem folgenden Beitrag: https://youtu.be/0pwDd5Ea4cU