Geschichtlicher Überblick der deutschen Siedlung Kriegsdorf/Hadad

 

Ø Die deutsche Siedlung in Hadad (heute Hodod), auch Kriegsdorf genannt, blickt auf eine 265-jährige Geschichte zurück. Sie entstand nicht als neue Gemeinde, sondern als Teil einer bereits aus dem Mittelalter bekannten Ortschaft, die schon 1368 als Burg Adod (Hadad) belegt ist.

Ø Stephan Báthory, Fürst von Siebenbürgen, schenkt 1584 den Ort seinem Kämmerer Franz I. von Wesselényi. Die Grafschaft (später Komitat Sathmar), Teil des Fürstentums Siebenbürgen, wird 1691/1699 nach der Vertreibung der Türken habsburgisch und gehört zum Königreich Ungarn.

Ø Über die Geschichte der Gemeinde Hadad und die des 1750 neu gegründeten deutschen Ortsteils und seiner deutschen Bewohner sind mehrere ausführliche Publikationen erschienen. Zu den wichtigsten zählen die 2 Bände, die die HOG Kriegsdorf in den letzten Jahren veröffentlicht hat:

I. „Kriegsdorf – eine deutsche Insel in der Nordwestecke Rumäniens. Die Geschichte der Deutschen in Kriegsdorf (Hadad) 1750 bis 1937“, erschien 2012 nach einem Manuskript aus den Jahren 1937/38 von Oskar Römer und Fritz Ruland.

II. „Kriegsdorf – Das Ende einer deutschen Siedlung im Sathmarer Land. Die Geschichte der Deutschen aus Kriegsdorf (Hadad) 1938 bis 2014“ ist 2014 erschienen und wurde durch ein Autorenkollektiv unter der Leitung von Georg Erdei verfasst.

An dieser Stelle soll deshalb nur ein kurzer chronologischer Überblick der wichtigsten Ereignisse und Fakten, die den deutschen Ortsteil und seine Bewohner betreffen, erfolgen.

1750 Am 4. Februar hält der Freiherr Franciscus III. Wesselényi als Obergespan des Komitats Mittel-Szolnok in seiner Burg in Hadad eine Komitats Versammlung ab, bei der auch Freiherr Wolfgang Banffy von Trestenburg (Tasnad) teilnimmt. Es wird der Beschluss gefasst, deutsche, evangelische Familien auf den Gütern anzusiedeln. Die Siedler sollten die ersten 5 Jahre von Steuern befreit sein. Wesselényi wendet sich dazu an die Markgrafschaft Baden-Durlach.

1750 - 1751 lassen sich die ersten Siedler nieder, weitere kommen später durch Umsiedlung oder Heirat aus Mühlbach, Iklad, Tasnad hinzu.

Ø Die Herkunftsorte liegen im Markgräfler-Land (Grenzach, Brombach, Langenau, Gersbach, Ihringen), und in Österreich (Steiermark, Kärnten). Im Protokollbuch der Gemeinde (1781) wird auch die Schweiz genannt. Dafür gibt es nur wenige Belege. O. Römer und Fr. Ruland sind der Meinung, dass es sich um „Nachbarn aus schweizerischen Gemeinden jenseits des Rheines handle, der südlich von Grenzach die deutsch-schweizerische Grenze bildet.“[i] Als Beispiel nennen sie die Herrschaft Rötteln.

Ø Die Gründe der Auswanderung werden 1781 im Protokollbuch der Gemeinde genannt: „Teils versagte Freiheit der evangelischen Religion in der Heimat, teils bessere Unterhaltung des Lebens“.[ii] Religiöse Gründe hatten die aus Österreich vertriebenen Ansiedler eher als die aus Baden-Durlach, einem vorwiegend evangelischen Gebiet. Für die Letztgenannten waren die Hauptgründe mangelnde Freiheit (Leibeigenschaft) und ärmliche Lebensverhältnisse.

Ø Die Namen der Erstansiedler sind: Bredel (Pretli), Brandtner (Branner), Ehrler (Edler), Eiben, Heinkel (Henckel, Henkel), Herold, Hold (Huld), Hotz, Krumbacher, Löscher, Mayer (Majer), Polschwiller (Bolschweiler), Reinbold, Schachner (Schartner), Siegel, Sinn, Streitmatter, Weniger und Wentz.

Ø Die Ansiedlung findet unterhalb der bereits bestehenden ungarischen Ortschaft Hadad statt. Bei der Gründung der deutschen Siedlung werden für die öffentlichen Gebäude (Schule, Kirche, Pfarrhaus) zwischen den Hofstellen genügend Bauflächen freigehalten. Die Siedler errichten ihre Häuser innerhalb der 3 Straßen: „Große Gasse“, „Mittlere Gasse“ und „Obere Gasse“.

Ø Über die Beschäftigung der Ansiedler wissen wir: „Die ersten deutschen Kolonisten in Hadad waren größtenteils Handwerker, besonders Leinweber; doch waren auch die anderen Handwerke durch Schlosser, Schmiede, Lohgerber usw. vertreten.“[iii] Das Handwerk allein konnte jedoch die Kriegsdorfer nicht ernähren. So wird die Landwirtschaft zur zusätzlichen Einnahmequelle.

Ø „Die Kolonie entwickelt sich anfangs recht kräftig. Schon im nächsten Jahr nach ihrer Ankunft baut sie, unterstützt von der Grundherrschaft reformierter Religion Baron Franziskus Wesselényi, ein kleines Bethaus und hält sich einen Schulmeister zur Pflege ihres Gottesdienstes und Unterweisung ihrer Kinder. Nach einigen Jahren ist sie schon im Stande einen eigenen Pfarrer Namens Georg Fabritius anzustellen, der sie jedoch nach sechsjährigem Dienste wieder verlässt.“[iv]

Ø Danach ist die Gemeinde 23 Jahre ohne eigenen deutschen Pfarrer. Es gibt Versuche, die evangelischen Gläubigen zum katholischen Glauben zu konvertieren. „Ein Teil der Kolonisten wird durch die Jesuiten, vornehmlich durch Bezahlung ihrer liederlich gemachten Schulden zum Abfall von der evang. Religion verleitet. Vielleicht wären diesem Beispiele auch noch einige andere von dem treugebliebenen Teil gefolgt, doch wurde dies verhindert durch das Einschreiten des streng reformierten Grundherrn Baron Wesselényi, der von den Abtrünnigen die nur ‚evang. Teutschen‘ eingeräumten Grundstücke zurücknahm und sie von ihren Hofstellen vertrieb.“[v]

Ø In den Jahren ohne Pfarrer halten die Kriegsdorfer einen Lehrer, der auch Kirchendienste übernimmt und einmal im Jahr kommt ein Pfarrer aus Klausenburg, der das Abendmahl reicht. Zur Abendmahlsfeier kommen auch evangelische Gläubige aus Nagybánya (Baia Mare), deren Kirche zerstört worden war. Aus Dankbarkeit hinterlassen sie den Kriegsdorfern das gerettete Altarbild, das noch heute die Hadader Kirche schmückt.

1763 – 1776 wird das Schloss Wesselényi erbaut.

1770 Kaiserin Maria Theresia erneuert dem Ort das Marktrecht, was zu neuem Aufschwung führt.

1774 wird durch Kaiserin Maria Theresia der verpflichtende Schulunterricht eingerichtet. Der Staat ist für Inhalt und Lehrbücher zuständig, die Gemeinde trägt mit Unterstützung der Grundherren die Kosten.

1776 Am 19. Juni bitten die evangelischen Gläubigen aus Kriegsdorf den Klausenburger Pfarrer um die Vermittlung eines evangelischen Pfarrers, dem sie gewisse Leistungen versprachen und mit dem sie ein neues Bethaus bauen wollten.[vi]
Am 1. November schließen die evangelischen Deutschen A.B. mit Wolfgang Wesselényi einen zweiten Vertag ab, in dem ihre Pflichten der Herrschaft gegenüber festgelegt sind.

1780 Die evangelische Gemeinde ist gewachsen und beschließt mit Unterstützung ihres Grundherrn Wolfgang Wesselényi, wie auch der Nagybányaer und des evangelischen Bischofs Andreas Funk, an Stelle des baufälligen Bethauses ein neues zu bauen und einen eigenen Pfarrer anzustellen.

1780 Im November wird mit Michael Franciszy, dem neuen Pfarrer der evangelischen Gemeinde, ein Pfarrvertrag geschlossen. Er wird von Kurator Hans Gerich (Georg) Weniger und Kirchenvater Johann Jakob Hotz unterschrieben.

1780 – 1812 folgten nacheinander 4 siebenbürgisch sächsische Pfarrer.[vii]

1781 Der Baubeginn des neuen Bethauses wird im Protokollbuch der Gemeinde dokumentiert.
Pfarrer Michael Franciszy legt am 21. Januar das erste Kirchenbuch an. Darin ist am 2. März 1781 die erste Taufe (Anna Maria Herold, Tochter von Johann Jakob Herold), am 18. Februar 1781 der erste Sterbefall (Anna Maria Ventzin, geb. Bernläuterin) und am 18. Februar 1783 die erste Trauung (Michael Erler [Edler] u. Katharina Streitmatterin) belegt.

1782 Die Gemeinde kauft für 20 ungarische Gulden (4 Dukaten) von der ungarischen Kirche die kleine Orgel. Den Taufstein für die Kirche stiftet Johann Georg Krumbacher.

1783 Nachdem Pfarrer Michael Franciszy die Gemeinde verlässt, betreut Georg Bruckner das Pfarramt bis 1791.

1792 Am 6. April übernimmt Pfarrer Johann Schmidt die Pfarrstelle.

1796 kommt Pfarrer Georg Tellmann nach Hadad und bleibt bis 1812.

1804 Ältestes Heiratsprotokoll, in dem ein Ehevertrag zwischen Jakob Herold und seiner Braut Anna Magdalena Weniger durch Eltern, Pfarrer und Kirchenrat geschlossen wird, nachdem der Bräutigam vor der Eheschließung geflohen war und von seinem Schwager Johann Löscher wieder nach Hadad zurück gebracht worden war.

1812 – 1819 ist die Pfarrstelle unbesetzt. „In dieser Zeit soll ein einfacher Bauersmann namens Brandtner die Schul- und Kirchendienste versehen haben.“[viii] Jakob Brandtner kam 1800 aus Iklad und war der Sohn von Josef Brandtner, der aus Irding/Steiermark stammte.[ix] Gleichzeitig erfolgt die Betreuung der Gläubigen durch die reformierten ungarischen Pfarrer.[x])

1819 Baron Wesselényi ernennt, in seiner Eigenschaft als Patronatsherr, seinen Schreiber Johann Dobrowodsky zum Seelsorger. Er ist der einzige Pfarrer, der ernannt wird. Alle anderen Pfarrer wählt die Gemeinde. Der Grundherr hatte jedoch das Recht der Zustimmung oder der Ablehnung.

Auszüge aus den Taufmatrikeln belegen zwischen 1812 und 1830 die Madjarisierungsversuche durch die ungarischen Pfarrer. (Hocz, Sartner, Sziegel, Löser, Rainbold, Veniger, Szényi, Sziny).[xi]

1831 Am 4. April bekommt die Gemeinde mit Johann Radler wieder einen deutschen Pfarrer, der sie 40 Jahre lang betreut.

1850 zählt Kriegsdorf 332 deutsche Einwohner, die ab jetzt nicht mehr Untertanen des Barons Wesselényi sind.

1871 Die Gemeinde wird in die evangelische Landeskirche A. B. in Siebenbürgen förmlich aufgenommen und dem Bistritzer Kirchenbezirk einverleibt. Im gleichen Jahr wird laut Eintrag im Kirchenbuch die Schule für die erwachsene Jugend eröffnet. (Es ist die sogenannte Wiederholungsschule, die für die Jugend, die die Volkschule beendet hat, verpflichtend ist.)

Ø Kriegsdorf hat die einzige evangelische kirchliche deutsche Schule im Kreis Sathmar. Johann Zakel ist 1871 der erste Kriegsdorfer Lehrer. Er unterrichtet 92 Schüler. In den Jahren davor (ab 1751) war der Schulunterricht Aufgabe des Pfarrers.

Ø „Die evangelischen Deutschen der gemischtvölkischen Marktgemeinde Kriegsdorf – sie wurde kirchlich und schulisch von der evangelischen Landeskirche in Siebenbürgen betreut – konnten ihre konfessionelle Schule trotz der Schwierigkeiten, die die madjarischen Schulbehörden ihnen bereiteten, retten und nach dem 1. Weltkrieg deutsch fortführen.“[xii] Die evangelische deutsche Schule aus Kriegsdorf war nicht wie die katholischen Sathmarer Schulen madjarisierenden Geistlichen ausgesetzt.

1872 fallen 16 Gebäude einem Brand zum Opfer, darunter die des Kurators Friedrich Hotz, des Presbyters Jakob Weniger und der Witwe Elisabeth Löscher.

1873 legt Johann Zakel neben den bisherigen Kirchenbüchern ein Familienbuch an.
Andreas Reinbold und Michael Pretli übernehmen die Renovierungskosten des Bethauses. Andreas Reinbold und seine Gattin Maria, geb. Henkel, stiften die erste Glocke.

1880 gibt es in Kriegsdorf 479 deutsche Einwohner. Das Durchschnittalter beträgt in dieser Zeit 25 Jahre. 62% der Bevölkerung sterben vor dem Erreichen des 30. Lebensjahres.[xiii]

1881 Die Gemeinde beschließt die Trennung von Pfarr- und Schuldienst.

1884 Lehrer Thomas Kosch ist der erste selbstständige Lehrer. Er gründet Gesang-, Lese- und Frauenverein und übernimmt von 1889 bis 1895 das Pfarramt.

1889 kommt Lehrer Friedrich Reschner an die Schule und bleibt bis 1912.

1890 Laut ungarischer Volkszählung hat Hadad 304 deutsche Einwohner.

1891 Die Gemeinde beschließt, eine Kirche zu bauen und kauft den Kirchenplatz für 325 Gulden.

1892 Gründung des „Spar- und Vorschussvereins“. Es ist die erste ländliche Kreditgenossenschaft im Sathmarer Land. Sie wird nach dem Vorbild der seit 1886 bestehenden siebenbürgisch-sächsischen Genossenschaften gegründet und verlangt als Einlage der Mitglieder 20 Kronen.[xiv]

1895 wird der Grundstein zum Neubau der Kirche gelegt. Die Gemeinde zählt 564 Seelen.[xv]

1896 gründet Lehrer Friedrich Reschner eine Musikkapelle. 100 Schüler teilen sich einen Klassenraum.
Unter Pfarrer Friedrich Eisenburger wird der Kirchenbau trotz Schulden (10.500 Gulden) beendet.
Die Kriegsdorfer werden vom ungarischen Staat aufgefordert, eine Schule zu bauen. Sollten sie es nicht schaffen, müssten die Kinder in die staatliche ungarische Schule.

1899 Kauf der Orgel, die vom Budapester Orgelbauer Ferdinand Komornyik für die israelitische Gemeinde Temeswar gebaut worden war. Ab 1865 stand die Orgel in der neuen Temeswarer Synagoge. In Hadad wird sie vom Temeswarer Orgelbauer Leopold Wegenstein aufgebaut.
Die Gemeinde baut die neue Schule.

1900 hat Kriegsdorf 479 deutsche Einwohner. Die neue deutsche Schule ist fertig, wird vom ungarischen Schulinspektor Petri Mor genehmigt und wird von fast 100 Schülern besucht.

1901 Pfarrer Karl Schranz übernimmt die Pfarrstelle und bleibt bis 1918.

1902 An einer Scharlachepidemie sterben 7 Kinder und 3 an Masern.

1904 Wieder gibt es unter der deutschen Bevölkerung 11 Todesfälle durch Scharlach und Masern.

1906 12 Männer versuchen für mehrere Jahre ihr Glück in Amerika.

1907 5 weitere Personen suchen Arbeit in Amerika. Sándor Tóth gründet die Baptistengemeinde, der sich auch Deutsche anschließen. Die Kinder der Baptisten besuchen die ungarische Schule.

1909 verlassen 7 evangelische Gläubige ihre Kirche und schließen sich den Baptisten an.

1911 Am 17. Oktober wird die neue Kirche geweiht. Es gibt wieder 19 Scharlachopfer.

1913 – 1919 Andreas Weniger, Sohn der Gemeinde, ist als Lehrer und Prediger tätig.

1914 – 1918 Erster Weltkrieg. 77 Männer müssen an die Front. 13 kehren nicht mehr zurück.

1919 Friedensvertrag von Trianon. Mit dem Sathmarer Land gehört nun auch Hadad zu Rumänien.

1919 – 1925 betreut der aus Kriegsdorfer stammende Pfarrer Andreas Weniger die Gläubigen.

1920 steigt die Zahl der Deutschen auf 548.

1921 Amalie Klein ist die erste Lehrerin an der Kriegsdorfer Schule.

1923/24 wird das Gebethaus der Baptisten errichtet, deren Gemeinde 1920 ca. 70 Mitglieder zählt.

1924 Lehrer Johann Fleischer betreut die deutschen Schüler bis 1927.

1926 wird die neue Lehrerwohnung gebaut. Pfarrer Michael Orendi bleibt 2 Jahre im Ort.

1927 Lehrer Wilhelm Preiss unterrichtet bis 1932, gründet den gemischten Chor und hält Leseabende ab.

1928 Pfarrer Adalbert Aikelin kommt nach Hadad und betreut die Gemeinde bis 1944. 18 Kriegsdorfer zieht es nach Canada.

1930 beträgt die Zahl der Deutschen 641.

1931 Die evangelische Kirchengemeinde Dresden übernimmt die Partnerschaft für Kriegsdorf und sendet 100 RM als Unterstützung.
Zu den Rückkehrern aus Amerika zählt auch Andreas Sinn, der Prediger der Baptistengemeinde wird.

1936 Die Kirche wird renoviert. Pfarrer Aikelin lässt vor der Kirche eine Stützwand errichten, die das Abrutschen des lehmhaltigen Geländes verhindern soll.

1937 Franz Siegel wird mit einer Stimme Mehrheit zum ersten deutschen Bürgermeister gewählt.
44 Männer verlassen das Dorf, um auf der Alb bei Göppingen und Heidenheim Arbeit zu suchen.
Von August bis Dezember werden 22 Todesfälle durch Masern verursacht.

1938 verfügte die deutsche Ortsgruppe in Kriegsdorf über eine Volksbücherei.[xvi]

1939 am 4. Juni: Gründung der NAF- Ortsgruppe (Nationale Arbeiterfront).[xvii]
Im Schuljahr 1939/40 gibt es in Kriegsdorf an der konfessionellen Schule 81 deutsche Schüler, die von 2 Lehrern unterrichtet werden.[xviii]

1939 – 1945 Zweiter Weltkrieg. 40 junge Männer kommen zur Wehrmacht und müssen in den Krieg. 13 davon sind gefallen. Weitere 15 kämpfen in der ungarischen Armee. Davon sind 4 gefallen.

1940 30. August: Wiener Schiedsspruch. Das Sathmargebiet und Nordsiebenbürgen werden wieder an Ungarn angegliedert.

1940/41 sind 113 deutsche Schüler in der Kriegsdorfer Schule eingeschrieben.[xix]

1941 Bei der ungarischen Volkszählung werden 651 deutsche Einwohner registriert.[xx]
Am 30. Januar gründet der VDU (Volksbund der Deutschen in Ungarn) in Kriegsdorf eine Ortsgruppe.

1942/43 An der deutschen Schule in Kriegsdorf werden 114 Schüler von 2 Lehrern unterrichtet.[xxi]

1943/44 besuchen 108 deutsche Schüler die Kriegsdorfer Schule.[xxii]

1943 Kriegsdorfer Kinder kommen in den Sommerferien durch die Kinderlandverschickung in die Batschka.

1944 im Oktober fliehen auf Anraten von Pfarrer Aikelin, von Wehrmachtsbeauftragten und „Volksbeauftragten“ 65 Familien (ca. 250 Personen) vor der anrückenden Sowjetarmee Richtung Westen und landen nach 6 Wochen in Österreich. Lehrer Ludwig Winkler begleitet sie auf der Flucht. Viele Familien sind später nach Deutschland, Canada und die USA ausgewandert.

1944-1946 ist die Gemeinde ohne eigenen Pfarrer.

1945 Nordsiebenbürgen gehört wieder zu Rumänien. Die arbeitsfähigen Frauen und Männer deutscher Nationalität müssen bis Ende 1949 zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. Aus Kriegsdorf werden 43 Personen deportiert (32 Männer und 11 Frauen). 5 sterben in Russland.

Nach 1945 ist die deutsche Schule in Kriegsdorf eine der 3 deutschen Sathmarer Schulen (neben Scheindorf und Burlescht) die noch fortbesteht.

1946 (im August) besucht der Hermannstädter Pfarrer Johann Miess 4 Tage die Gemeinde, um die Konfirmation vorzunehmen. Dabei wird der Wunsch nach der Besetzung der Pfarrstelle und einer zweiten Lehrerstelle geäußert. Am 25. August schreibt er einen ausführlichen Bericht an das Landeskonsistorium. Darin findet man viele Informationen über die Probleme der Deutschen aus Hadad.[xxiii]
Es kehren 10 Familien zurück, haben aber vorerst Schwierigkeiten, die rumänische Staatsbürgerschaft wieder zu erlangen. Die evangelische Gemeinde zählt 300 Mitglieder. In der Schule sind im gleichen Jahr 60 Schüler eingeschrieben, die von der Lehrerin Juliana Fekete unterrichtet werden.

1947 Am 13. Januar tritt Pfarrer Zoltán Árvay seinen Dienst in Kriegsdorf an.[xxiv] Er bleibt bis 1949.

1948 Durch die rumänische Schulreform wird aus der konfessionellen Schule eine staatliche.

1951 Der Kriegsdorfer Andreas Weniger, Pfarrer in Tekendorf, schreibt eine Arbeit: „Meine Mundart. Zum zweihundertjährigen Bestande der ev. Kirchengemeinde A.B. in Hadad. 1751-1951“.

1956 wird die Pfingstgemeinde gegründet, die bis 1981 auf 100 Mitglieder anwächst.

1957 nach 8 Jahren ohne eigenen Pfarrer betreut Karl Schranz die Gemeinde bis 1963.

1962 Zahlreiche Kriegsdorfer Familien verlassen das Dorf und ziehen ins Banat nach Engelsbrunn (rum. Fântânele), Kreis Arad. Gründe der Umsiedlung sind: Enteignung, Kollektivierung der Landwirtschaft, bessere Arbeitsmöglichkeiten in der Industrie und bessere Ausbildungsmöglichkeiten für die Kinder.

1966 Kriegsdorf hat 372 deutsche Einwohner. An der deutschen Grundschule werden die Schüler im Simultanunterricht von den Lehrern Johann Rether und Juliana Szabadszálásy (geb. Fekete) unterrichtetet.

1969 wird den Hadadern aus Engelsbrunn die Gründung einer Kirchengemeinde genehmigt, da die Betreuung durch die evangelisch-ungarische Gemeinde Arad den Bedürfnissen nicht mehr genügt.[xxv]

1972/1973 wird durch die Bemühungen der Eltern (Schulstreik) und des Lehrers Johann Rether, unterstützt vom Rat der Werktätigen deutscher Nationalität Sathmar (Prof. E. Hauler), eine deutsche Gymnasialstufe genehmigt.
In den folgenden Jahren (bis 1983/84) erfolgt der Unterricht an der deutschen Schule bis zur 8. Klasse. Es unterrichten Lehrkräfte aus Siebenbürgen und dem Banat: die Deutschlehrer Monika und Johann Bappert, Mathematiklehrer Josef Zimmermann, wie auch Elisabeth Mohrend, Brunhilde Ackermann, Josef Tänzler, Marlene Beck, Sigrid Wolf, Gerhild Kleitsch, Christine May, Bruno Rether u.a.
Auch am deutschen Kindergarten unterrichten wieder qualifizierte Lehrkräfte: Regine Fleischer, Maria Zimmermann und die erste Kindergärtnerin, die aus Kriegsdorf stammt: Anna Sinn (geb. Weniger).

1975 Um den Einsturz des Kirchturms zu verhindern, wird die Turmspitze abgetragen und durch ein Ziegeldach ersetzt. Die Kirche wird außen renoviert und am 24. August durch den Hermannstädter Bischof geweiht.

1977 hat Kriegsdorf 342 deutsche Einwohner. Die Betreuung der evangelischen Gläubigen erfolgt über Bistritzer Pfarrer oder Studenten.
In den achtziger Jahren beginnt die verstärkte Auswanderung in die Bundesrepublik.

1989 findet die rumänische Revolution statt, bei der der Diktator Nicolae Ceauşescu gestürzt wird.

1990 Auch in Kriegsdorf beginnt die Massenauswanderung der Deutschen.

1992 Bei der Volkszählung werden nur noch 48 deutsche Einwohner registriert.

2002 Laut Volkszählung leben in der Gemeinde noch 46 Deutsche.

2006 wird die Orgel aus der baufälligen Kirche nach Hermannstadt gebracht und nach der Renovierung (2011/2012) in der Johanniskirche aufgestellt.

2009 Am 31. Januar wird die HOG Kriegsdorf gegründet, die sich zahlreiche Aufgaben stellt: das Organisieren der Heimattreffen, Kontaktpflege mit den lokalen Behörden in der alten Heimat, Renovierung und Erhaltung der Kirchen und Friedhöfe, Veröffentlichung von Informationen und Beiträgen über die eigene Homepage und die Jahreshefte „Kriegsdorf, unser Dorf“, die Veröffentlichung der beiden Bücher über die Geschichte des Dorfes, wie auch des Kriegsdorfer Ortsfamilienbuches.

2010 Am 8. August wird die evangelische Kirche nach ihrer Renovierung wieder geweiht. Georg Hotz und Michael Krumbacher sammeln die dazu nötigen Spendengelder von über 40.000 €.

2011 Die letzte rumänische Volkszählung verzeichnet nur noch 22 Deutsche in Kriegsdorf.

2012 erscheint der 1. Band der Kriegsdorfer Geschichte: „Kriegsdorf eine deutsche Insel in der Nordwestecke Rumäniens. Die Geschichte der Deutschen in Kriegsdorf (Hadad) 1750 bis 1937“ von Oskar Römer und Fritz Ruland.

2014 Vom 1. bis 8. August nehmen Kriegsdorfer aus Deutschland, Österreich und den USA an den „Hadader Tagen 2014“ teil und gedenken in der alten Heimat der Flucht vor 70 Jahren.
Beim 8. Kriegsdorfer Heimattreffen im Oktober in Rastatt wird der 2. Band: „Kriegsdorf das Ende einer deutschen Siedlung im Sathmarer Land. - Die Geschichte der Deutschen aus Kriegsdorf (Hadad) 1938 - 2014“ vorgestellt.

 

Johann Bappert

 



[i] Römer, Oskar und Ruland, Fritz. Kriegsdorf eine deutsche Insel in der Nordwestecke Rumäniens. Die Geschichte der Deutschen in Kriegsdorf (Hadad) 1750 bis 1937. Waldkraiburg : HOG Kriegsdorf, 2012, S. 43.

[ii] Kosch, Thomas, Die deutsche Kolonie in Hadad, in: Korrespondenzblatt für Siebenbürgische Landeskunde, Jg. 9, 1886, Heft 1, S. 9.

[iii] Ebd., S. 9.

[iv] Ebd., S. 7.

[v] Ebd., S. 7.

[vi] Vgl. Teutsch, Friedrich, Geschichte der evangelischen Kirche in Siebenbürgen, Bd. 2, Hermannstadt, 1922, S. 116.

[vii] Vgl. Thomé, Marie Luise, Madjarisierungsansätze in der protestantischen deutschen Gemeinde Kriegsdorf im Komitate Szilagy, Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung, Leipzig, Jg. 4, 1940, S. 474.

[viii] Römer, Oskar und Ruland, Fritz, a.a.O., S. 69.

[ix] Brandtner, Paul, Beitrag zur Geschichte der Transmigration inner- und oberösterreichischer Protestanten nach Ungarn: Iklad u. Rákoskeresztúr, in: Deutschen Forschungen in Ungarn Jahrgang. IV. Heft 1-2, Budapest, 1939.

[x] Vgl. Thomé, Marie Luise, a.a.O., S. 474.

[xi] Vgl. Ebd., S. 474-475.

[xii] Schmied, Stefan, Geschichte des Sathmardeutschen Schulwesens von den Anfängen bis 1971, Eigenverlag, Leubas/Kempten, 1972, S. 17.

[xiii] Vgl. Matt-Willmatt, Hubert, Kriegsdorf-Hodod, eine Markgräfler Siedlung im Sathmarer Land in Rumänien, Regio-Familienforscher, Basel, 1990, S. 40.

[xiv] Vgl. Müller, Carl, Dr. ,Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte der deutschen Siedlungen bei Sathmar in Rumänien, Stuttgart 1932, Ausland und Heimat Verlags Aktiengesellschaft, S. 98.

[xv] Vgl. Römer, Oskar und Ruland, Fritz, a.a.O., S. 71.

[xvi] Vgl. Schmied, Stefan, Die deutsch-schwäbische Volksgemeinschaft Sathmar, Ein Beitrag zur Geschichte der Sathmarer Schwaben von 1918-1940, Selbstverlag des Verfassers, Leubas/Kempten, 1976, S. 30.

[xvii] Vgl. Ebd., S. 38.

[xviii] Vgl. Schmied, Stefan, Geschichte des Sathmardeutschen Schulwesens von den Anfängen bis 1971, S. 23.

[xix] Vgl. Kriegsdorf. Das Ende einer deutschen Siedlung im Sathmarer Land. Die Geschichte der Deutschen aus Kriegsdorf (Hadad) 1938 bis 2014, HOG Kriegsdorf 2014, S. 95-98.

[xx] Vgl. Schmied, Stefan, Das Schicksal der Sathmardeutschen nach dem Wiener Schiedsspruch von 1940, Selbstverlag des Verfassers, Leubas/Kempten, 1978, S. 32.

[xxi] Vgl. Schmied, Stefan, Geschichte des Sathmardeutschen Schulwesens von den Anfängen bis 1971, S. 35.

[xxii] Vgl. Schmied, Stefan, Das Schicksal der Sathmardeutschen nach dem Wiener Schiedsspruch von 1940, S. 23.

[xxiii] Vgl. Ursprung, Daniel, Zur Lage der evangelischen Bevölkerung Nordsiebenbürgens 1946. Ein Bericht über die Konfirmation in Hadad, Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde, Gundelsheim, Jg. 25, 2002, Heft 2, S: 237-252.

[xxiv] Vgl. Ebd., S. 237.

[xxv] Vgl. Ebd., S. 238.