Bericht zur Säuberungsaktion „Friedhof in Kriegsdorf“
Georg Hotz51381 LeverkusenQuettinger Str. 103aTel. 02171/53711
Seit dem Jahr 2000 fahren meine Frau und ich regelmäßig einmal im Jahr nach Engelsbrunn und machen zusätzlich einen kleinen Abstecher nach Kriegsdorf, meinem geliebten Geburtsort. Zur Erklärung: meine Frau stammt aus Engelsbrunn, ich selber habe auch 21 Jahre in Engelsbrunn gelebt, war als Sechsjähriger dorthin umgesiedelt. Bei meinen Besuchen in Kriegsdorf stelle ich von Jahr zu Jahr einen rasanteren Verfall des Dorfes fest, er schreitet im Eiltempo voran.
Persönlich versuche ich mittlerweile mich innerlich damit abzufinden, ich kann und - abgesehen davon - ich möchte es gar nicht mehr ändern. Dies sollen die neuen Bewohner des Dorfes tun. Der jetzige Zustand war eigentlich nach dem Exodus der deutschstämmigen Bevölkerung auch nicht anders zu erwarten. Der Verfall ist nicht nur im deutschen Teil zu beobachten, sondern auch im ungarischen Teil. Die Jugend beging auch hier schon in den 90’ern Landflucht. Ich muss hier ehrlich sein und sagen, dass dies der Jugend nicht zu verdenken ist, ich hätte es genauso getan.
(Der Tyrann / Conducator Ceaucescu lässt grüßen; ruhe sanft würde mir bei diesem Menschen nicht über die Lippen kommen.)
Die Dagebliebenen haben nicht die Kraft und die Mitteln Kriegsdorf so zu gestalten, dass es auch lebens- und liebenswert ist. Das ist nicht mehr das Kriegsdorf, das ich aus meiner Kindheit kenne und in Erinnerung habe. Das Dorf hat den Sprung in die moderne Zukunft nicht geschafft, vielleicht ist es auch gut so. Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass es nur einst unser Dorf war. Die Geschicke des Dorfes bestimmen jetzt andere, neue Einwohner. Aber ich bzw. wir haben trotzdem unseren Ahnen gegenüber, die hier die ewige Ruhe gefunden haben, eine sogenannte moralische Pflicht. Es wäre schön, wenn wir in Zukunft dafür Sorge tragen könnten, dass ihre Gräber nicht in Vergessenheit geraten. Meine Hoffnung und Ziel war es seit Jahren schon, den Friedhof in einen, den dortigen Umständen entsprechend sauberen Zustand zu bringen. Klar war es für mich auch, dass ich dies alleine nicht schaffen kann. Ich wusste aber auch, dass der überwiegende Anteil unserer Landsleute der gleichen Ansicht ist.
Nun, was und wie kann man hier tätig werden? Das ob war für mich nie die Frage. Die Devise war: „Nur zusammen sind wir stark“. Eine geballte, gebündelte und Ziel gesteuerte Handlungsstärke kann nur von einer Gemeinschaft ausgehen, die heißt: Heimatortsgemeinschaft, abgekürzt HOG. Die Gründung der HOG Kriegsdorf haben wir vorangetrieben, sie wurde im Januar 2009 gegründet, die Ziele wurden formuliert. Eines der wichtigen Ziele heißt. Beteiligung an der Pflege und Erhaltung der Kriegsdorfer Gotteshäuser, der Friedhöfe und anderer Einrichtungen. Somit war die Aufforderung an alle, die im Verein mitwirken wollen, formuliert. In der Vorstandssitzung wurde beschlossen, dass vorerst eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt werden soll, die diese Mammut-Aufgabe in Angriff nehmen soll.
Beschlossen wurde dies im Mai 2009. Im Juni 2009 waren meine Frau und ich in Kriegsdorf, haben den Friedhof besucht. Vorgefunden haben wir einen Urwald, die Pflege und den Schutz der Gräber und Grabsteine haben wir, die Menschen vernachlässigt; ich würde sogar sagen, wir haben die Pflege verweigert. Auf Mutter Natur aber ist stets Verlass. Sie breitet ihren Schutzmantel in Form eines Urwaldes über die Gräber aus. Bei diesem traurigen Anblick tat mir das Herz weh. In Worten kann ich die Gefühle, die mich befallen hatten, nicht fassen. Dieser Anblick war für mich Ansporn und Motivation zugleich, hier tätig zu werden. Ich glaube, dass unsere Ahnen, die in dieser Gemeinde gelebt und ihr gedient hatten, dies nicht verdient haben. Nach einer Weile hatte ich mich von der Schockstarre, in die mich das Gesehene versetzt hatte, erholt und ich habe mich auf die Suche nach den Gräbern meiner Großväter gemacht. Es war einfach unerträglich für mich das Grab meines Hansi-Hotz-Opa nicht zu finden! Die Richtung, den ungefähren Standort hatte ich zwar ausfindig gemacht, das Grab blieb aber weiterhin im Gestrüpp verborgen. Nun ich hielt kurz inne und habe laut folgende Worte an meinen Opa gerichtet: „Alter, weiser Mann ich komme wieder, ich werde deinen Stein finden und werde diesen Urwald um dich herum roden, dies verspreche ich dir.“
Wir blieben über drei Stunden im Friedhof, Zeit genug für mich meinen Plan, den ich mir zu Hause schon vorskizziert hatte, auch im Auftrag und Absprache mit unserem Vorsitzenden, detaillierter auszuarbeiten bzw. an die vorgefundenen Gegebenheiten anzupassen. Die Unterkunft für uns und für die zukünftige Mannschaft hatte ich zu Hause schon übers Internet ausfindig gemacht. Es war eine Pension in Chehul-Silvaniei. Bei unserem Besuch dort, waren wir positiv von dem Vorgefundenen überrascht. Für die dortigen Verhältnisse recht passabel. Auf die Pension werde ich später nochmals eingehen.
Unterwegs zurück nach Deutschland lief vor meinen Augen immer wieder der Film der einsamen, namenlosen und in einem desolaten Zustand befindlichen Gräber und Grabsteine ab. Es hatte mich wieder eine innere Wut gepackt, ich hatte mich gefragt, wie man nur diesen Zustand so viele Jahre hinnehmen konnte. Warum hatte sich bei uns nicht auch eine gewisse Friedhofskultur, wie auch in anderen Gemeinden, entwickelt? Warum sind wir nicht mit Respekt dem von unseren Vorfahren Erschaffenen gegenüber getreten und warum haben wir nicht schon viel früher mit Entschiedenheit und nicht mit Gleichgültigkeit dem Verfall entgegen gewirkt?
Lange Rede, kurzer Sinn! Zurück in Deutschland hatte ich Georg Erdei über meine Reise berichtet und ihm gesagt, -wissend, dass er selber im Juli mit einer Gruppe aus Österreich und Kanada dahin fährt-, sich selber ein Bild und eine Meinung von der Riesenaufgabe zu bilden.
Nach seiner Rückkehr war uns klar, wir fahren dieses Jahr noch dahin. Anfang August hatte ich den Entschluss gefasst, Mitte September die sogenannte „Säuberungsaktion Friedhof Kriegsdorf“ in die Wege zu leiten bzw. durchzuführen. Über Email hatte ich alle Vorstandsmitglieder informiert und auch alle gebeten, wenn möglich, mitzumachen. Die Resonanz war überwiegend positiv. Natürlich musste ich mir auch diese leidigen Fragen nach warum, für wen, wofür, nach dem Sinn der Aktion anhören. Trotz aller Skepsis konnten wir eine fünfköpfige kleine aber schlagkräftige Mannschaft aus Deutschland auf die Beine stellen. Die Jungs hießen: Miklos Vincze (Charlottes Mann), Christian Hotz (mein Neffe), Hanno Hotz (mein Sohn), Georg Erdei (unser Vorsitzender) und meine Wenigkeit. Logistisch war es auch eine Herausforderung: Terminkalender abstimmen bzw. umstellen, Urlaub beantragen/genehmigen lassen, Einsatzwerkzeuge planen, Arbeitsplan aufstellen, Unterkunft, Beköstigung, Auto durchchecken usw.
Nun zu meinem Reisebericht:
Am 13.09.09 um 22:30 Uhr sind wir zu dritt aus Leverkusen losgefahren, Christian und Georg sind schon am Samstag aus Waldkraiburg losgefahren. Wir hatten eine 1560 km Strecke vor uns. Ich hatte mir da keine Sorgen gemacht, ich wusste, ich habe zwei Männer neben mir sitzen, auf die ich mich 100% verlassen kann. Es war eine schöne und angenehme Fahrt. Mit kleinen Zwischenstopps haben wir zügig die ung./rum. Grenze erreicht. Um 14:00 Uhr ca. hatten wir Kriegsdorf erreicht. Christian und Georg hatten auf dem ehemaligen Marktplatz schon auf uns gewartet, es war ein sehr schöner Tag, ein sehr heißer. Georg hatte uns zu seinen Verwandten gelotst, wo wir sehr herzlich mit einem sehr schmackhaften Mittagessen erwartet wurden. Es gab den obligatorischen Palinka- Begrüßungstrank, danach eine Hadader Grüne-Bohnen-Suppe und anschließend gab es, ich nenne es einfach so, damit es jeder versteht, gefülltes Kraut. Nochmals auch auf diesem Wege, vielen herzlichen Dank für den netten Empfang u. die gute Beköstigung.
Es war früher Nachmittag, die Sonne schien erbarmungslos heiß, wir fuhren mit den Autos runter ins Dorf, blieben an der Kirche stehen, haben sie uns von außen u. innen angesehen; das Gänsehautgefühl blieb mir auch diesmal nicht erspart. Der Turm steht, die Glocken läuten wieder, sie rufen die Gläubigen zum Gebet, sie verkünden den Heimgang in die Ewigkeit der Landsleute aus Nah und Fern. Ich formuliere es kurz: Es wird eine schöne Kirche, wir haben unsere Identität wieder. Wir fuhren weiter nach unten bis zum Csorgo. Nachdem wir die Autos geparkt hatten, haben wir zuerst das Wasser aus unserem beliebten Groß-Csorgo probiert, das Wasser schmeckt und ist immer noch so kühl und wohltuend wie damals. Der alte Weg bis zu Misli`s ist begehbar. Oben an unserem Arbeitsplatz angelangt, waren wir von der Vorarbeit, die der von der HOG angeheuerte Tagelöhner geleistet hatte, positiv überrascht. Der Marczi Feri hatte den neuen Friedhof vom Gestrüpp schon befreit. Aber glauben sie mir, für uns ist auch noch genug übrig geblieben. Unsere Aufgabe bestand darin, den so genannten alten Friedhof von Gestrüpp mit sehr hohem Anteil an stacheligen Brombeersträuchern, von regelrechten Bäumen (Bäume die sogar schon aus den Gräbern heraus wuchsen bzw. die Grabsteine zum Umfallen brachten), zu befreien. Das mannshohe Gras war das geringste Übel.
Die Aufgabe die wir in den nächsten Tagen zu bewältigen hatten, schien mir/uns gewaltig aber nicht unlösbar. Der ungebändigte Wille war da, ebenso die Entschlossenheit, hier etwas zu bewegen. Das Versprechen, das ich meinem Opa, den anderen hier Ruhenden und mir gegeben hatte, war ich bereit einzulösen. Mit dem Einsatzplan für den nächsten Tag, haben wir uns auf dem Weg zu unserer Unterkunft nach Cehul-Silvaniei gemacht. Oben angelangt, haben wir bei meinem Onkel und Tante Herold (Lakatos Feri) Halt gemacht, die Jungs wurden dort beköstigt. Satt und sehr müde haben wir über die holprige Straße unsere Unterkunft erreicht, erwartet wurden wir von einer sehr netten Gastwirtfamilie, die ich im weiteren Karcsi un Zsuzsi nennen werde. Nach einem Begrüßungstrunk ging es ab ins Zimmer. Wir hatten 2 Dreibett-Zimmer mit Bad zugewiesen bekommen, zweckmäßig eingerichtet aber sauber und komfortabel. Die Jungs hatten zusammen ein Zimmer, Georg und ich teilten uns das zweite Zimmer. Die Zimmerbelegung hatten wir in Deutschland schon ausgemacht. Wir, Georg u. ich, wollten uns vor den Schnarcher drücken aber es kam anders, Georg hatte sich die Ohrstöpsel vorsorglich eingeführt, zum Glück.
Geweckt wurden wir von Georgs Wecker, der jeden Morgen sehr pünktlich und pflichtbewusst um 6:30 Uhr klingelte, zu unser aller Leidwesen. Frühstück gab’s um 7:30 Uhr, gutes Frühstück, recht deftig. Die vielen Kalorien, das wussten wir, würden uns noch gut bekommen. Um 9.00 Uhr in Kriegsdorf im Friedhof angekommen, ging es nach einer kurzen Besprechung bezüglich Arbeitsorganisation und Aufgabenverteilung richtig zur Sache. Es wurden vier Motorsägen in Betrieb genommen. Erstmals mussten wir uns durch das Dickicht eine Schneise schneiden, um uns dann von allen Seiten vor zu arbeiten. Es ging sehr zügig. Es mussten Bäume gefällt werden, um die Gräber frei zu legen, die größten Schwierigkeiten bereiteten uns die stacheligen Brombeersträucher. Große Probleme lieferten uns auch die umgefallenen, verdeckten Grabsteine. Eine unbeabsichtigte Berührung eines Steins mit dem Schwert der Säge kann einen Kettenriss verursachen, die gerissene Kette kann wiederum schwerwiegende Verletzungen dem Bediener zufügen. Es ist aber alles gut gegangen, wir waren schließlich und endlich alle Profis, der Kursus für den Motorkettensägeschein war uns gut gekommen. Das Fällen bzw. Säubern war eine Sache, die Entsorgung des Grünschnitts war die nächste große Herausforderung. Der ganze Schnitt musste vom Hügel runter geschleppt und auf einem Haufen gestapelt werden. Es hat aber alles wunderbar funktioniert. Die Jungs haben wie Tiere gearbeitet, sie haben wie eine Maschine das Programm herunter gespult.
Der Planet von oben hatte kein Erbarmen, es war sehr heiß an diesem Tag, wir kamen alle richtig ins Schwitzen, das Wasser floss aus uns heraus bzw. in uns hinein. Eine Wasserflasche nach der anderen wurde geleert. Das Mittagessen hatten wir uns redlich verdient. Feris Frau hatte einen sehr leckeren, deftigen und kalorienreichen Bohnen-Kesselgulasch gekocht. Zum Nachtisch gab es Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Nach getaner Kauarbeit ging es wieder in die Wildnis, es lief dann wieder rund bis 17:30 Uhr. Zwischenzeitlich hatten sich auch die Bohnen gemeldet, wir hatten uns da keine Sorgen gemacht, wir waren ja in der Natur und unter uns Männern. Wir hatten am ersten Tag zwei riesige Grünschnittberge aufgehäuft, diese riesige Haufen haben unsere Plackerei dokumentiert. Am ersten Tag sind wir sehr weit gekommen und geahnt, dass wir noch sehr viel bewegen werden, wir waren alle in einer guten Verfassung. Nochmals ein Lob an unsere Jungs, Hut ab, sie haben einen guten Job getan.
Um 18:00 Uhr hatten Georg und ich einen Termin beim Bürgermeister. Georg hat ihm unsere Pläne bezüglich des Friedhofs geschildert, Pläne die nur dann verwirklicht werden können, wenn die Gemeinschaft auch zustimmt. Der Bürgermeister hatte vollstes Verständnis für unser jetziges Vorhaben. Zwei Tage später besuchte er uns bei der Arbeit im Friedhof. Während Georg und ich beim Bürgermeister verweilten, hatten die Jungs bei meiner/meinem Tante/Onkel gewartet und die verlorenen Kalorien wieder eingeheimst, mit anderen Worten sich die Bäuche voll geschlagen. In Cehu angekommen wurden wir von Karcsi und Zsuzsi erwartet, leider ging’s aber direkt hundemüde ins Bett.
Der pflichtbewusste Wecker hat am Morgen danach wieder das getan, wofür ihn Georg mitgenommen hatte, uns pünktlich geweckt. Die Beine waren schwer, überall Muskelkater, das Aufstehen war eine Tortour. Dennoch waren wir alle wieder motiviert und voller Tatendrang am Frühstückstisch erschienen. Nach dem reichhaltigen Frühstück ging es wieder nach Kriegsdorf in den Friedhof. Leider waren über Nacht keine Heinzelmännchen zu Hilfe geeilt, wir durften da weitermachen, wo wir am Vortag aufgehört hatten. Es ging wieder rund, die Motorsägen hat man vermutlich sogar drüben in Nadis gehört. Dieser Tag verlief genau wie der bereits verstrichene. Die Grünschnittberge wurden von der Anzahl mehr und immer größer und höher. Zu Mittag gab’s Zigeunerspeck am Spieß mit Zwiebeln oder Kalbfleisch gegrillt, Pommes und einen leckeren Salat dazu. Der Salat wurde von Christian und Hanno zubereitet.
Das Mittagessen hatte hervorragend geschmeckt, Hanno und Christian haben mir versprochen, bei dieser Kost auch das nächste Mal mit zu machen. Erfreulich war, dass man an diesem Tag sehr weit gekommen war. Die gerodete Fläche war sehr groß, jetzt erst konnte man die wahre Größe des Friedhofs erahnen. Geschafft waren wir auch an diesem Tag, die Kräfte hatten wir wohldosiert eingesetzt, um noch einige Reserven für den nächsten Tag zu sparen. Als sehr fleißige, frohe und genügsame Arbeiter muss ich auch noch einmal Georgs Verwandte Simon Gyurka (jung und alt) und Feris Sohn erwähnen und all diejenigen, die im Hintergrund mitgewirkt hatten. Ein wenig enttäuscht waren wir hingegen von unseren noch dort lebenden evangelischen Gläubigen. Wäre schön gewesen, wenn zumindest einer im Namen aller vorbeigeschaut hätte, die Motorsägen waren ja wohl kaum zu Überhören. Um 18:00 Uhr haben wir wieder alles eingepackt und sind Richtung Pension gefahren. Zsuzsi, die Wirtin hatte für uns die Mici, die wir am Vorabend bei ihr für diesen Abend bestellt hatten, bereits gebraten. Sie haben einfach nur lecker geschmeckt!! In einer geselligen Runde hatten wir das Geleistete nochmals Revue passieren lassen, uns selber bewundert und gleichzeitig auch bemitleidet, wohl wissend, dass der kommende Tag noch ein harter Brocken wird.
Todmüde fielen wir dann irgendwann ins Bett, in der Hoffnung, der Wecker hätte Mitleid mit uns. Aber nein, der Wecker tat das, wofür ein Wecker da ist und sogar pünktlich. Um 7:30 Uhr gab es wieder das deftige Frühstück, was Christian und Hanno nicht mehr bekam, sie waren von dem Aufgetischten nicht sehr begeistert. „Zu üppig, zu fett“ war der Kommentar. An diesem Morgen mussten wir auch noch die Zimmer räumen, denn für Miklos, Christian, Hanno und mich ging es am Abend wieder zurück nach Deutschland. Dazwischen lag allerdings noch ein harter Arbeitstag. Wir hatten uns von unseren Wirtsleuten verabschiedet und ihnen versprochen, dass wir ihre Pension den Kriegsdorfer Landsleuten weiterempfehlen.
Das Mittagessen besorgten wir noch schnell in Cehu. Wir wollten wieder Gegrilltes, Bratkartoffeln und Salat zum Mittagessen, also mussten wir auch alles dafür einkaufen. Voll bepackt wie ein Lastesel kroch mein Kombi die holprige Straße am „Mogyoros“ hoch nach Kriegsdorf. Auf der Hauptstraße in Kriegsdorf angelangt, konnte man jetzt wieder die von uns befreiten Grabsteine sehen. Was für eine Genugtuung dies für mich war, können Sie sich gar nicht vorstellen, ich war richtig stolz auf uns. Im Friedhof angekommen, haben wir direkt mit frischem Elan losgelegt. Es war sehr anstrengend, die Kräfte ließen nach, die gerodete Fläche wurde aber trotzdem immer größer, die Grünschnittberge ebenso. Zum Glück war es an diesem Vormittag nicht so heiß, der Herr von da oben hatte Erbarmen mit uns. Die Zeit vor dem Mittagessen verging sehr schnell, das Ende der Plackerei war absehbar und um ehrlich zu sein, wir waren auch alle froh darüber. Unser Mittagessen war wieder einmal Extraklasse, die Koteletts haben irgendwie besser als unsere hier geschmeckt.
Nach der Mahlzeit war unser Geist zwar noch stark, der Körper war aber schon schwach und weigerte sich zunehmend die Leistung zu erbringen, die der Geist wollte. Bis 16:00 Uhr haben wir mit letzten Kräften den kleinen Rest noch gesäubert, danach die Aktion für beendet erklärt, das Werkzeug, Maschinen usw. eingesammelt und im Auto verstaut. Georg blieb noch bis Samstag, hat in de zwei Tagen noch Einiges bewegt. Einen kleinen Zwischenstopp bei Onkel Franz (Lakatos) haben wir noch eingelegt, um zu duschen und Abendbrot zu essen, nochmals herzlichen Dank an Tante und Onkel.
Von da wurde mit den letzten Kräften die Heimreise angetreten. Der Abschied fiel schwer, wir haben hier sehr viel gearbeitet und ich glaube, auch sehr viel erreicht. Trotzdem war es aber nur ein Anfang gewesen. Unserer Meinung nach war es ein voller Erfolg. Ob es weiter geführt bzw. ausgebaut werden kann, hängt von den Beiträgen der Gemeinschaft, in welcher Form auch immer, ab.
Unsere Aktion empfehlen wir zur Nachahmung, Sie werden es nicht bereuen!
Diese Erfahrung wird uns niemand nehmen können, wir werden sie für alle Ewigkeit in Erinnerung behalten. Jeder in Kriegsdorf verbrachte Tag war Schund für die Knochen aber Balsam für die Seele.
Zum Schluss möchte ich noch klar stellen, dass sämtliche Ausgaben die mit diesem Unterfangen verbunden sind aus eigener Tasche bestritten wurden und nicht auf Kosten der HOG getätigt wurden.
Georg Hotz (Hansi Gyuri)